In der berühmten „Erdbeschreibung“ des Ptolemaios wird ein Ort „Tulifurdum“ erwähnt, der im heutigen Niedersachsen liegt. Seine genaue Lage und Identität konnten bisher aber nicht sicher ermittelt werden. In den letzten Jahrzehnten haben einige Autoren Dörverden als dieses antike Tulifurdum bezeichnet.
Klaudios Ptolemaios, der letzte große Naturwissenschaftler der Antike, verfasste seine „Geographie“ oder auch „Erdbeschreibung“ etwa 150 n. Chr. in griechischer Sprache. Das Werk besteht im Wesentlichen aus einer Liste der weltweit wichtigsten damals be-kannten Orte, Flüsse, Berge und so weiter. Dabei wurde ihre Lage nach einem System von geographischen Längen und Breiten angegeben, ähnlich wie wir es heute kennen. Für „Germania Magna“, den nicht zum Römischen Reich gehörenden Teil Zentraleuro-pas, zählt Ptolemaios 137 Örtlichkeiten auf, davon ca. 10 aus dem heutigen Nieder-sachsen. Der Ort Tulifurdum (griechische Form: Tuliphurdon) lag wahrscheinlich ir-gendwo im Raum Verden – Hannover. Von Ptolemaios selbst sind keine Landkarten überliefert, aber viele spätere Autoren haben seine Angaben in Karten umgesetzt.
Für die Frage der Identität und Lage der antiken germanischen Orte spielen neben den ptolemäischen Koordinaten weitere Anhaltspunkte wie die Namensgeschichte (Etymo-logie), geographische Gegebenheiten (z.B. Verkehrswege), Geschichte, Archäologie usw. eine Rolle. Tulifurdum, in dessen Namen wahrscheinlich das germanische Wort „Furt“ steckt, wurde so zunächst z.B. mit den Orten Verden, Döhlbergen und Minden identifiziert. Theodor Steche benannte dann 1937 erstmals Dörverden als das antike Tulifurdum. Sein Hauptargument ist die Namensähnlichkeit: Er nimmt einen historischen Namen „Thurifurd“ an, der bei Ptolemaios durch einen Fehler zu „Tulifurd“ wurde. Im Jahre 2010 haben Kleineberg und Koautoren eine komplexe Neuberechnung der pto-lemäischen Koordinaten vorgenommen. Danach lag das historische Tulifurdum in der Nähe von Hannover.